Die erste Zeit mit deinem Baby

Die ersten Wochen mit Baby - eine Zeit des Suchens, des Beobachtens, Spürens, Entdeckens, der großen Gefühle und so vielem mehr. Was brauchen wir und was unser Baby?

Mona Walter

Mona Walter

veröffentlicht: 25. Januar 2023
Kategorie:Baby
Die erste Zeit mit deinem Baby

Die ersten Wochen mit Baby sind etwas ganz besonderes. Nicht umsonst werden sie auch als Symbiosis bezeichnet - ein Leben zusammen. Eine schöne Weise diese erste Zeit zu sehen - in der es darum geht das Baby in unserem Zuhause und auf dieser Erde willkommen zu heißen, uns gegenseitig kennenzulernen und uns aneinander anzupassen.

In dieser Zeit dürfen wir die Umgebung und Aktivitäten im besten Falle einfach halten, langsam werden um miteinander in Verbindung zu treten und eine Beziehung aufzubauen. Wir werden immer mehr verstehen was es uns sagen möchte. Nach diesen ersten Monaten wird unser Baby dann bereit sein mehr von der Welt zu entdecken und anderen Menschen vorgestellt zu werden.

Das Zuhause des Babys verändert sich schlagartig und extrem. Von der Gebärmutter zur Welt außerhalb des Bauches - wo das Leben plötzlich unberechenbarer, lauter, kälter und heller wird. Wir können dem Baby den Start möglichst sanft gestalten indem wir unser zuhause etwas wärmer machen, das Licht gedimmt halten und die Reize von außen minimieren.

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Die Aufgabe der Erwachsenen ist es unser Kind zu beobachten und erste Rhythmen wahrzunehmen. Die Kinder zu füttern und ihnen zu helfen in den Schlaf zu finden. Zu singen und zu tanzen - denn unsere Stimme und unsere Bewegungen erinnern das Baby an den Mutterleib. Insbesondere Haut-Haut Kontakt kann in dieser Zeit besonders schön und wohltuend sein.

Wir dürfen Hilfe annehmen von Menschen die uns mit kochen, putzen und waschen unterstützen. Besucher*innen klar signalisieren wenn es uns zu viel wird und wann wir wieder Pause brauchen. Und vor allem die Zahl von Besucher*innen auf ein Minimum beschränken. Und du darfst Hilfe annehmen und musst nicht alles alleine schaffen. Lass für dich kochen, frag ob jemand die Wäsche für dich anstellt oder zusammenlegt, einmal durchsaugt und natürlich auch mal dein Baby hält wenn sich das richtig anfühlt und du es genießt einmal freie Arme zu haben.

Anders als erwartet

Alle Eltern erwarten, dass sie ab der Geburt eine natürliche Liebe für ihr Baby empfinden. Das kann aber dauern. Setz dich hier bitte nicht unter Druck und suche dir ggf. Unterstützung wenn dich diese Anfangszeit überfordert, belastet oder du sie dir einfach anders vorgestellt hast. Es kann eine wunderschöne Zeit sein genauso ist diese Zeit aber von unglaublich vielen Gefühlen geprägt, von enormen Veränderungen und da ist es vollkommen normal, dass sich das zunächst komisch und vielleicht auch nicht richitg anfühlt.

Für Adoptiv und Pflegeeltern die nicht direkt nach der Geburt das Baby bei sich haben wird die Symbiosis-Phase einfach zu einem späteren Zeitpunkt kommen - es ist vorteilhaft wenn es möglich ist diese ersten 6-8 Wochen blocken zu können um sich ganz auf diesen neuen Prozess einlassen zu können.

Das Neugeborene kommt auf die Welt mit vielen vorgebutlichen Erinnerungen im tasten, hören und ein bisschen auch im sehen. Wir können Ihnen Erinnerungen bieten, die ihnen helfen sich zu orientieren. Zeit zum kuscheln, viel Körperkontakt aber genauso, dass das Baby für sich liegt und selbst seine Umgebung wahrnimmt. Braucht das Baby hierbei Rückversicherung kannst du dich mit ihm/ ihr hin legen. Deine Hand auflegen, in die Augen schauen und so Vertrauen geben.

Entwicklung im ersten Vierteljahr:

Es passiert so viel in diesem kleinen Körper in kurzer Zeit und auf so vielen verschiedenen Ebenen die wir uns im folgenden einmal genauer anschauen wollen.

Fühlen/ Tasten:

Es ist so wichtig, dass die Hände immer frei sind damit sie zum Mund geführt, betrachtet und bespielt werden können. Denn tatsächlich sind die Hände in den ersten drei Lebensmonaten das wichtigste "Spielzeug" der Kinder - etwas anderes brauchen sie auch gar nicht. Denn alles was um sie herum passiert ist schon aufregend genug.

Sie sind sehr feinfühlig für Berührungen am Körper: alles sind neue Empfindungen. Babys mögen vor allem leichte aber klare Berührungen. Und alles darf sehr langsam passieren, damit das Baby neue Prozesse lernt wie Windel wechseln, gebadet werden und anziehen.

In den Wachphasen kann sich das Baby, wenn es schon bereit ist, frei bewegen, ausstrecken, beobachten und erkunden. Das Baby braucht kein ständiges Entertainment, du musst auch nicht die ganze Zeit mit ihm/ ihr kommunizieren und interagieren - es braucht auch Zeit für sich, für das eigene selbstbestimmte Lernen. Die Pflegesituationen an sich sind schon sehr viel Zeit die du mit deinem Baby interagierst.

Hören

Der größte Bezugspunkt des Baby beim hören ist die Stimme der Bezugspersonen. Darüber hinaus den Herzschlag der austragenden Person und die Verdauungsgeräusche. Daher mögen es Babys oft sehr gerne auf dem Bauch oder dem Herzen zu liegen weil es ihnen vertraut vorkommt. Auch Musik die bereits in der Schwangerschaft gehört wurde kannn eine solche Orientierungshilfe sein.

Sehen

Das Baby sieht eine Distanz von 25-30 cm. Wir können ihm zum fokussieren unser Gesicht oder auch einen roten Gegenstand anbieten. Spannend sind auch Lichtquellen - wenn wir unsere Hand dazwischen halten und unsere Finger leicht bewegen.

Tagesrhythmus

Wir dürfen den Prozess respektieren den das Neugeborene durchgehen muss um den eigenen Rhythmus zu finde. Das braucht seine Zeit und ist von Baby zu Baby unterschiedlich.

Im Tagesrhythmus haben die Babys wechselnde Bewusstseinszustände: so kann das Verhalten des Babies abgelesen werden ob es spielen will oder seine Ruhe braucht. Es werden hier sechs Zustände unterschieden:

Grundsätzlich macht es in diesen ersten Lebenswochen und -monaten Sinn viel Zeit damit zu verbringen unser Baby zu beobachten um die Kommunikation zu verstehen und es dadurch immer besser kennenzulernen. Die Babys kommunizieren durch ihre Körpersprache und Stimme. Das ist eine große Bandbreite die wir lernen können zu lesen. Das braucht Zeit, denn es ist eine ganz andere Sprache - die Sprache des Weinens und Sprache des Verhaltens. Zur Sprache des Weinens kann ich dieses Video empfehlen: Dunstan baby language. Weinen ist ein Ausdruck von Angst, Unwohlsein, physiologische Dysregulaitionen oder ein hohes Maß an Empfindsamkeit gegenüber sensorischem Input wie Temperatur , Bewegung die zu schnell sind, Empfindungen der Kleidung und auch die Haut ist sehr feinfühlig. Viele Eltern erledigen das Windelwechseln sehr schnell damit es schnell vorbei ist und das Weinen schnell aufhört. Aber es geht darum zu verlangsamen, so dass es sich schon befremdlich für dich anfühlt. Du darfst bei 5% deiner sonstigen Geschwindigkeit ankommen, in allem was du mit deinem Baby machst. Ein schönes Beispiel wie das aussehen kann findest du hier: a place to grow

Es findet eine Co-Regulation dadurch statt, dass du ruhig bist. Auch im größten Stress der Babies funktioniert ein Mechanismus den der Neurologe Stuart Shanker die Gehirnbrücke nennt: mittels Spiegelneuronen nehmen unsere Kinder nämlich im höchsten Stress immer noch wahr, wie wir Eltern uns fühlen. So können wir es schaffen, selbst ruhig zu bleiben, unseren Kindern diese Ruhe wie ein Erste-Hilfe-Paket via Spiegelneuronen direkt in ihr Gehirn schicken und ihnen so zu helfen aus ihrem Zustand herauszukommen. Möglichst ruhig atmen und nicht zu viel auf sie einreden. Ein weiterer wichtiger Punkt der Co-Regulation ist: erzähle was du machst bevor du es machst - bevor du dein Baby aufnimmst und wie du es aufnimmst. Vor jeder Aktion kurz pausieren, dein Baby in die Augen schauen und sehen wie es ihm/ ihr geht und was sie denken.

Dazu gehört auch die Würde: Was braucht mein Baby, was fühlt es und danach zu handeln. Ein Neugeborenes hat das große Bedürfnis fähig zu sein die neuen Stimuli zu verarbeiten und sich sicher zu fühlen in einer Welt die sich 100% von der unterscheidet aus der es kommt. Dabei dürfen wir es mit Respekt und Achtsamkeit begleiten.